Studierende des TUM Campus Straubing (TUMCS) reisen nach Ghana, um zu nachhaltigem Elektroschrott-Management zu forschen
Im Rahmen des Seminars “Circular Economy and Sustainability Management in the Global South”, reisten zehn TUMCS Studierende, begleitet von Prof. Dr. Magnus Fröhling und Vanessa Heinrich, in die ghanaische Hauptstadt Accra. Seit Jahren sammelt sich in Westafrika Elektroschrott aus aller Welt – auch aus Deutschland – der meist illegal in die Region importiert wird und vor Ort unter prekären und gefährlichen Bedingungen weiterverarbeitet und recycelt wird. Ein Zentrum stellt Old Fadama dar, der größte innerstädtische Slum in Accra, der auch als größte Müllhalde für gebrauchte Elektrogeräte und Altmetalle in Westafrika gilt. Idee der Exkursion war es, dass die Studierenden nicht im globalen Norden allein auf Basis von Literatur über das Problem des Elektroschrott in Ghana forschen. Stattdessen sollten sie ergänzend zu Literaturstudien die Möglichkeit bekommen, sich vor Ort ein Bild von der Situation zu machen. Vor allem im Gespräch mit lokalen Akteuren sollten innovative Ideen und Konzepte für zirkuläres Elektroschrott-Management entwickelt sowie durch den Austausch wertvolles Wissen für die jeweiligen Forschungsarbeiten gesammelt werden. Auf Basis der so generierten Erkenntnisse konnten die Studierenden ihre Forschungspläne entsprechend auf die Situation vor Ort anpassen.
So besuchten die Studierenden verschiedenste Institutionen und Personen, bekamen einzigartige Einblicke in das informelle E-Schrott-Ökosystem und konnten potenzielle Ansatzpunkte für die Schließung von Ressourcenkreisläufen diskutieren. Zum einen führten sie Gespräche mit Personen im E-Schrott-Sektor in Old Fadama und auf Märkten für gebrauchte Elektronikprodukte. Zum anderen wurden Institutionen, wie das Centre for Climate Change and Sustainability Studies an der University of Ghana, das Mountain Research Institute (MRI) und die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) besucht, sowie Gespräche mit dem Business Inkubator Kumasi Hive geführt.
Von den Umständen, unter denen E-Schrott recycelt wird und den Lebensunterhalt der Akteure und ihrer Familien sichert, wie auch dem Willen vieler junger Menschen und Forschenden etwas zu bewegen, waren die Studierenden tief beeindruckt und bewegt.
Der Eindruck verfestigte sich auch im kulturellen und gemeinnützigen Austausch, der neben den Forschungsarbeiten einen festen Bestandteil der Exkursion darstellte. Im Zentrum stand hier die gemeinnützige Einrichtung Holy Bakhita, die in Old Fadama einen Kindergarten und eine Abendschule für junge Erwachsene betreibt und seit Jahren fest in der Gemeinschaft vor Ort verankert ist. Vor der Reise engagierten sich die Studierenden mit einer Fundraising-Kampagne, mit der sie sowohl Sach- als auch Geldspenden für Holy Bakhita sammelten. Dank dieser konnten nicht nur Stipendien für Kinder und Jugendliche finanziert, sondern auch die Einrichtung selbst weiter ausgebaut werden. Darüber hinaus übernahmen die Studierenden auch Unterrichtsstunden in der Abendschule. In Accra ergab sich außerdem die Gelegenheit gemeinsam mit Einheimischen den traditionellen Stadtteil Jamestown zu erkunden. Bei einem Ausflug in das westlich gelegene Cape Coast wiederum erweiterten die Teilnehmenden ihr Wissen über das dunkle Kapitel der Sklavengeschichte an der Küste Westafrikas.
Nach der Rückkehr sind die Studierenden nun dabei, die Erfahrungen und Forschungsergebnisse aufzubereiten und in ihre Seminararbeiten zu integrieren.
Organisiert wurde die zwölftägige Forschungsexkursion durch Prof. Dr. Magnus Fröhling und Vanessa Heinrich von der Professur für Circular Economy. Studierende wie auch die Organisatoren sind an dieser Stelle dem TUMCS zu großem Dank verpflichtet, der die Exkursion finanziell ermöglicht hat.